Bürger setzen Zeichen für Demokratie, Toleranz und Vielfalt. Am Samstag, 24.02.24, kamen mehr als 450 Teilnehmer auf den Schlossplatz in Neustadt zur Kundgebung des Arbeitskreises #NIE WIEDER IST JETZT – Neustadt“ zusammen. Die Erwartungen des Arbeitskreises zur Anzahl der Kundgebungsteilnehmer* innen wurde vielfach übertroffen. Auch viele Teilnehmer*innen waren aus der benachbarten Schwalm und dem Vogelsbergkreis sowie Stadtallendorf und Kirchhain gekommen. Zu Beginn der Veranstaltung stellte der Arbeitskreis seine Beweggründe dar.
Ihm geht es darum, ein deutliches Zeichen für Demokratie, Vielfalt und Toleranz sowie
ein klares Bekenntnis für die freiheitliche-demokratische Grundordnung abzugeben. Diese Position des Arbeitskreises wurde von allen Redner*innen bekräftigt und unterstützt. Bürgermeister Thomas Groll machte klar, dass Demokratie eben nicht selbstverständlich sei und um sie gekämpft werden müsse.
So der Bürgermeister weiter – wir erleben aktuell einen Populismus und eine Aggressivität, die sich teilweise bis zum Hass steigern – gegen unseren Staat, unsere Gesellschaft, unsere politisch Verantwortlichen und unsere Werte, aber auch gegen einzelne Menschen und Gruppen. Er führte weiter aus, dass das Recht auf Asyl für politisch Verfolgte ebenfalls ein Grundrecht ist. Hieran darf nicht gerüttelt werden, ist es doch eine Reaktion auf das 3. Reich und die Flucht hunderttausender Menschen aus Deutschland. Wenn heute in Deutschland Menschen wieder wegen Herkunft, Glaube oder Behinderung diskriminiert werden, dann dürfen wir nicht schweigen. Dann müssen wir dem entgegentreten, denn „Nie wieder ist jetzt“. Herr Landrat Womelsdorf führte ebenfalls an, sich schützend vor die Demokratie zu stellen und Toleranz zu leben.
Unter heftigem Beifall rief er den Menschen auf dem Schlossplatz zu: „Remigration wird es mit uns nicht geben“! Dem Arbeitskreis war es sehr wichtig, durch die Stadtarchivarin Frau Freisberg fundiert auf historische Fakten in der Stadtgeschichte Neustadts hinzuweisen. So erhielt die NSDAP bei der Kommunalwahl im März 1933 lediglich 303 Stimmen – im November 1933 bei der Reichstagswahl waren es bereits 1462 Stimmen. Bei den darauffolgenden Wahlen gab es nur noch 100-prozentige Zustimmung. Folge davon waren unter anderem Ausgrenzung, Verfolgung und Deportation – auch in Neustadt. Vor diesem Hintergrund wendete sich Frau Dorn (MdL) deutlich gegen die AfD und eben jenes Potsdamer Treffen, bei dem die Gedanken einer Remigration von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in die Welt gesetzt wurden. Das Transparent einer jungen Kundgebungsteilnehmerin stellte hierzu treffend fest:
„ Meine Oma kannte schon die AfD, da hieß sie noch NSDAP!“ Für den Neustädter „Frauenverein 1958“ sprach Emilia Kalina-Jarcewski, eine Spätaussiedlerin, die 1990 nach Deutschland kam.
Sie betonte, dass Deutschland ein Land der Vielfalt ist und bleiben muss. Der Vorsitzende der türkischen-islamischen Gemeinde, Herr Oguz Yilmaz, betonte, dass Neustadt seine Heimat ist.
Viele Geschäfte und Restaurants würden hier fehlen, wenn die Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund umgesetzt würde.
„Wir haben uns hier verwurzelt!“ sagte er und fügte hinzu: „Es ist nicht dein Neustadt, es ist nicht mein Neustadt – es ist unser Neustadt!“ Der hiesige Landtagsabgeordnete Sebastian Sack mahnte dazu, anders als zwischen 1933 und 1945, nicht wegzuschauen. Damals schwiegen zu viele – wir dürfen heute nicht schweigen! Er forderte dazu auf, über die Teilnahme an Kundgebungen hinauszugehen, weiterzumachen in Betrieben, in Vereinen, in Kirchen und in Kneipen. Weitermachen hält auch der Arbeitskreis für immens wichtig, besonders im Bereich der „Jugendarbeiten“.
Es ist an dieser Stelle besonders wichtig, Werte des gesellschaftlichen Zusammenlebens, wie Vielfalt und Toleranz, zu vermitteln und vorzuleben. Der Arbeitskreis #NIE WIEDER IST JETZT – Neustadt bedankt sich für – die zahlreichen und vielfältigen Solidaritätsbekundungen – die Beiträge der Redner*innen – die Musik der Band 08/15 mit Fe sowie dem Duo Julia und Sebastian – das Kommen der Kundgebungsteilnehmer*innen Für den Arbeitskreis #NIE WIEDER IST JETZT – Neustadt Peter Schreiner Dieter Trümpert